Wann bilden sich Listerien im Käse?

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Rohmilchkäse birgt ein höheres Listerien-Risiko, da die Bakterien bereits in der Milch vorhanden sein können. Pasteurisierung eliminiert diese Gefahr, indem sie die hitzelabilen Keime abtötet und so die Sicherheit des Käses erhöht. Der Herstellungsprozess selbst kann Listerien jedoch nicht vollständig ausschließen.

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Listerien in Käse: Ein komplexes Spiel aus Rohmilch, Herstellung und Lagerung

Die Frage, wann sich Listerien in Käse bilden, lässt sich nicht mit einem einfachen Zeitpunkt beantworten. Es handelt sich vielmehr um einen komplexen Prozess, der von mehreren Faktoren abhängig ist und sich über die gesamte Produktionskette erstreckt – von der Milch bis zum verzehrfertigen Produkt. Die oft zitierte Aussage, Rohmilchkäse berge ein höheres Risiko, greift zwar einen wichtigen Aspekt auf, ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Die Rolle der Rohmilch: Tatsächlich ist die Verwendung von Rohmilch ein entscheidender Faktor. Listeria monocytogenes, der Erreger der Listeriose, kann in der Milch natürlicherweise vorkommen, meist unbemerkt, da sie in geringen Mengen nicht zu sichtbaren Veränderungen führt. Die Pasteurisierung, ein Hitzeverfahren, das die Milch für kurze Zeit auf hohe Temperaturen erhitzt, eliminiert diese Bakterien effektiv. Rohmilchkäse hingegen bietet Listerien die Möglichkeit, sich zu vermehren, sofern die Bedingungen günstig sind.

Der Herstellungsprozess: Kein Garant für Sicherheit: Auch bei der Verwendung von pasteurisierter Milch ist das Listerienrisiko nicht vollständig ausgeschlossen. Kontaminationen können während des Käseherstellungsprozesses auftreten, zum Beispiel durch:

  • Kontaminierte Ausrüstung: Unsauberes Equipment, welches nicht ausreichend gereinigt und desinfiziert wird, kann Listerien übertragen.
  • Kontaminierte Umgebung: Eine ungenügende Hygiene in der Produktionsstätte (Luft, Wasser, Oberflächen) begünstigt das Wachstum von Listerien.
  • Nachträgliche Kontamination: Auch nach der Herstellung kann es zu einer Kontamination kommen, beispielsweise durch unsachgemäße Verpackung oder Lagerung.

Günstige Wachstumsbedingungen: Listeria monocytogenes ist ein relativ robustes Bakterium, das in einem weiten Temperaturbereich (zwischen 1°C und 45°C) wachsen kann. Besonders begünstigt wird das Wachstum bei Temperaturen zwischen 5°C und 10°C – ein Bereich, der im Kühlschrank durchaus erreicht werden kann, insbesondere bei schwankenden Temperaturen. Zusätzlich spielen Faktoren wie der Wassergehalt und der pH-Wert des Käses eine Rolle. Weichkäse mit hohem Wassergehalt stellt ein höheres Risiko dar als Hartkäse mit niedrigerem Wassergehalt.

Lagerung und Haltbarkeit: Die Lagerungsdauer und -temperatur beeinflussen entscheidend das Wachstum von Listerien. Eine sachgerechte Lagerung bei Temperaturen unter 4°C verlangsamt zwar das Wachstum, eliminiert es aber nicht vollständig. Daher ist die Einhaltung der Mindesthaltbarkeitsdaten essentiell.

Fazit: Die Bildung von Listerien in Käse ist ein komplexer Prozess, der sich nicht auf einen einzigen Zeitpunkt festlegen lässt. Während Rohmilch ein erhöhtes Risiko darstellt, können Kontaminationen über die gesamte Produktionskette und auch nach der Herstellung auftreten. Eine strikte Einhaltung von Hygienestandards, die Verwendung pasteurisierter Milch und eine sachgerechte Lagerung sind essentiell, um das Risiko einer Listeriose durch den Konsum von Käse zu minimieren. Die Konsumenten sollten die Mindesthaltbarkeitsdaten beachten und Käse, der ungewöhnlich riecht oder aussieht, nicht verzehren.