Welcher Fluss hat Salzwasser?

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Der Amazonas. Obwohl er hauptsächlich Süßwasser führt, dringt im Mündungsbereich durch die Gezeitenwirkung des Atlantiks Salzwasser weit flussaufwärts ein. Dieses Phänomen, genannt Gezeitenbohrung oder Pororoca, macht den Amazonas im untersten Bereich zu einem Brackwasserfluss mit wechselndem Salzgehalt.
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Der Amazonas: Süßwassergigant mit salzigen Überraschungen

Der Amazonas, König der Flüsse, ist Inbegriff von Süßwasser und üppiger tropischer Vegetation. Er schlängelt sich majestätisch durch das Herz Südamerikas, transportiert eine immense Wassermenge und beherbergt eine unglaubliche Artenvielfalt. Doch hinter dieser Vorstellung von reinem Süßwasser verbirgt sich eine salzige Wahrheit: Auch der Amazonas trägt Spuren des Ozeans in sich.

Die Antwort auf die Frage, welcher Fluss Salzwasser führt, ist also in gewisser Weise auch der Amazonas. Dies mag zunächst paradox erscheinen, denn der Amazonas ist bekannt für seine Süßwasserfische und seine einzigartige Flora, die sich an diese Bedingungen angepasst hat. Der Grund für das Vorhandensein von Salzwasser liegt jedoch in der geografischen Lage seiner Mündung und den damit verbundenen Gezeitenkräften des Atlantiks.

Im Mündungsbereich, wo der Amazonas in den Ozean mündet, vermischen sich Süß- und Salzwasser. Diese Vermischung ist ein natürlicher Prozess, der in fast allen Flussmündungen stattfindet. Allerdings ist der Amazonas aufgrund seiner enormen Größe und der gewaltigen Wassermenge, die er transportiert, ein Sonderfall.

Der Atlantik drückt durch die Gezeiten sein salziges Wasser weit flussaufwärts. Dieses Phänomen ist besonders während der Springfluten ausgeprägt, wenn der Unterschied zwischen Ebbe und Flut besonders groß ist. Das Salzwasser dringt dann hunderte Kilometer in den Flusslauf ein und beeinflusst die Wasserqualität und die dort lebenden Organismen.

Dieses Phänomen wird als Gezeitenbohrung oder auf Portugiesisch als Pororoca bezeichnet. Die Pororoca ist eine gewaltige Welle, die durch die Gezeitenkraft erzeugt wird und flussaufwärts rast. Sie kann eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen und eine immense Zerstörungskraft entfalten. Die Einheimischen nutzen diese Welle zum Surfen, was eine äußerst riskante Aktivität darstellt.

Die Gezeitenbohrung ist jedoch nicht der einzige Faktor, der zum Salzgehalt des Amazonas beiträgt. Auch die Verdunstung des Wassers in den flachen Uferzonen und Mangrovenwäldern erhöht die Salzkonzentration in bestimmten Bereichen.

Der Salzgehalt des Amazonas im Mündungsbereich ist keineswegs konstant. Er variiert je nach Gezeitenstand, Jahreszeit und der Menge des Süßwassers, die der Fluss führt. Während der Trockenzeit, wenn der Amazonas weniger Wasser führt, dringt das Salzwasser weiter flussaufwärts ein. In der Regenzeit hingegen, wenn der Fluss über seine Ufer tritt, wird das Salzwasser wieder zurückgedrängt.

Dieser wechselnde Salzgehalt macht den Amazonas im untersten Bereich zu einem Brackwasserfluss. Brackwasser ist eine Mischung aus Süß- und Salzwasser, die einen niedrigeren Salzgehalt als Meerwasser aufweist. Diese besonderen Bedingungen haben zur Entwicklung einer einzigartigen Lebensgemeinschaft geführt, die sich an den schwankenden Salzgehalt angepasst hat.

Obwohl der Amazonas also hauptsächlich Süßwasser führt, ist die Präsenz von Salzwasser in seinem Mündungsbereich ein faszinierendes Beispiel für die komplexen Wechselwirkungen zwischen Flüssen und Ozeanen. Die Gezeitenkräfte des Atlantiks, die Pororoca und die Verdunstung tragen alle dazu bei, dass dieser majestätische Fluss auch eine salzige Seite hat. Der Amazonas ist somit mehr als nur ein Süßwassergigant; er ist ein dynamisches Ökosystem, das die Verbindung zwischen Land und Meer verdeutlicht.