Wann verdampft Wasser bei 100 bar?
Unter erhöhtem Druck verändert sich der Siedepunkt von Wasser dramatisch. Bei einem Druck von 100 bar erreicht Wasser eine Siedetemperatur deutlich über 100 °C. Es verdampft also nicht bei 100 °C, sondern benötigt eine höhere Temperatur, um diesen Zustand zu erreichen. Die genaue Siedetemperatur bei 100 bar kann aus Dampftafeln abgelesen werden.
Wasser unter Druck: Wann verdampft es bei 100 bar? – Ein Blick in die Thermodynamik
Die intuitive Vorstellung, Wasser verdampfe bei 100 °C, gilt nur unter Normaldruck (1 bar). Ändert sich der Druck, verändert sich auch der Siedepunkt – und zwar drastisch. Bei einem Druck von 100 bar, also dem hundertfachen Normaldruck, verdampft Wasser nicht mehr bei 100 °C, sondern bei einer deutlich höheren Temperatur. Die einfache Erklärung liegt im Phasenübergang selbst.
Verdampfen ist ein Prozess, bei dem Wassermoleküle genügend kinetische Energie besitzen, um die intermolekularen Kräfte zu überwinden und in den gasförmigen Zustand überzugehen. Ein erhöhter Druck wirkt diesen Kräften entgegen, indem er die Wassermoleküle stärker zusammenhält. Die Moleküle benötigen daher mehr Energie – und damit eine höhere Temperatur – um zu verdampfen.
Um die genaue Siedetemperatur bei 100 bar zu bestimmen, ist ein Blick in eine Dampftafel oder eine entsprechende Thermodynamik-Software unerlässlich. Diese Tabellen liefern präzise Werte für den Sättigungsdampfdruck und die entsprechende Sättigungstemperatur bei unterschiedlichen Drücken. Ein Näherungswert lässt sich jedoch mit Hilfe der Clausius-Clapeyron-Gleichung berechnen, allerdings unter Berücksichtigung der erheblichen Vereinfachungen, die diese Gleichung beinhaltet. Eine präzise Berechnung erfordert eine Zustandsgleichung für Wasser, die die Abweichungen vom idealen Gasverhalten berücksichtigt.
Die tatsächliche Siedetemperatur bei 100 bar liegt deutlich oberhalb von 100 °C. Der genaue Wert variiert je nach verwendeter Quelle und der Genauigkeit der verwendeten Modelle geringfügig, liegt aber im Bereich von 311 °C bis 312 °C. Dieser erhebliche Unterschied verdeutlicht die starke Abhängigkeit des Siedepunkts vom äußeren Druck.
Die Kenntnis des Siedepunkts unter erhöhtem Druck ist in vielen technischen Anwendungen von entscheidender Bedeutung. Hochdruckdampfkessel, industrielle Prozesse und geologische Systeme unterliegen Bedingungen, bei denen das Verhalten von Wasser unter hohem Druck verstanden werden muss. Eine falsche Einschätzung des Siedepunktes kann zu schwerwiegenden Sicherheitsrisiken und Fehlfunktionen führen. Deshalb ist die präzise Bestimmung der Siedetemperatur unter verschiedenen Druckbedingungen ein essentieller Bestandteil der technischen Thermodynamik. Der einfache Grundsatz “Wasser siedet bei 100 °C” ist unter erhöhtem Druck somit eine grobe Vereinfachung und kann gefährlich irreführend sein.
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