Warum rostet das Schiff nicht?

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Um Korrosion zu verhindern, tragen Schiffsschalen eine spezielle rote Epoxidfarbe. Diese Farbe erleichtert Tauchern die Sicht und signalisiert Wartungsteams die Grenze zwischen Unterwasser- und Oberrumpf. Jedoch muss sie regelmäßig erneuert werden, da auch ihre Schutzwirkung nachlässt.

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Das Geheimnis der rostfreien Schiffe: Mehr als nur rote Farbe

Die Vorstellung eines Schiffes, das elegant über die Wellen gleitet, ohne vom Rost zerfressen zu werden, scheint paradox. Schließlich bestehen diese Giganten hauptsächlich aus Stahl, einem Material, das bekanntlich anfällig für Korrosion ist. Die einfache Antwort „rote Farbe“ greift zu kurz. Während die charakteristische rote Antifouling-Farbe eine wichtige Rolle spielt, ist der Schutz vor Rost ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren.

Der rote Anstrich, meist ein Epoxidharz, dient in erster Linie dem Schutz vor Bewuchs. Algen, Muscheln und andere Meeresorganismen setzen sich gerne an den Schiffsrümpfen fest, erhöhen den Wasserwiderstand und verschlechtern die Manövrierfähigkeit. Die rote Farbe – oft mit bioziden Zusätzen versehen – verhindert diesen Bewuchs. Die verbesserte Sichtbarkeit für Taucher und Wartungspersonal ist ein willkommener Nebeneffekt, erleichtert aber den eigentlichen Rostschutz nicht direkt.

Der wirkliche Schutz vor Korrosion liegt in einer vielschichtigen Strategie:

  • Materialauswahl: Hochwertiger Stahl mit geringen Verunreinigungen und einer optimierten Legierung bildet die Grundlage. Spezielle Stahlsorten mit erhöhter Korrosionsbeständigkeit werden bevorzugt eingesetzt.

  • Oberflächenvorbereitung: Bevor die Farbe aufgetragen wird, muss die Schiffsstahl-Oberfläche gründlich gereinigt und vorbereitet werden. Dies beinhaltet das Entfernen von Rost, Schweißnähten und anderen Unreinheiten, die als Anlaufstellen für Korrosion dienen könnten. Strahlen und Schleifen sind gängige Methoden.

  • Mehrschichtige Beschichtungen: Die rote Antifouling-Farbe ist nur die oberste Schicht. Darunter befinden sich meist mehrere weitere Schutzschichten, die jeweils spezifische Funktionen erfüllen. Zink-reiche Grundierungen beispielsweise wirken als Opferanode und schützen den Stahl durch elektrochemische Prozesse. Weitere Schichten verbessern die Haftung und den Langzeit-Schutz.

  • Kathodischer Korrosionsschutz: Viele Schiffe verwenden ein kathodisches Schutzsystem. Dabei werden Anoden aus Metallen wie Zink oder Aluminium angebracht, die bevorzugt korrodieren und so den Schiffskörper schützen. Dieser Prozess wird durch einen elektrischen Strom gesteuert und verhindert die Korrosion des Stahls.

  • Regelmäßige Wartung: Der Schutz ist nicht dauerhaft. Regelmäßige Inspektionen und notwendige Reparaturen der Beschichtung sind unerlässlich. Beschädigungen der Farbschichten müssen unverzüglich ausgebessert werden, um den darunterliegenden Stahl vor dem Kontakt mit Salzwasser zu schützen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Rostschutz eines Schiffes ein komplexes und vielschichtiges System darstellt, das weit über die sichtbare rote Farbe hinausgeht. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der sorgfältige Planung, hochwertige Materialien und regelmäßige Wartung erfordert, um die Langlebigkeit und Sicherheit des Schiffes zu gewährleisten. Die rote Farbe ist ein wichtiges, aber nur ein Teil dieses umfassenden Schutzes.