Wo ist der größte Tidenhub auf der Welt?

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Die Bay of Fundy an der nordamerikanischen Atlantikküste präsentiert das eindrucksvollste Schauspiel der Gezeiten weltweit. Hier türmen sich die Wassermassen bei Flut zu unglaublichen Höhen auf – regulär 13 Meter, bei Springtide sogar bis zu 16 Meter. Ein krasser Gegensatz zur Bucht von St. Malo (11m) und der fast gezeitenlosen Ostsee (20cm).

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Der gigantische Atem des Meeres: Wo findet man den größten Tidenhub der Welt?

Die Vorstellung, dass sich das Meer zweimal täglich um Meter um Meter hebt und senkt, ist für viele Menschen kaum fassbar. Doch die Realität übertrifft die Vorstellungskraft an manchen Orten deutlich. Während in einigen Regionen die Gezeiten kaum merklich sind, präsentiert sich an anderen Stellen ein imposantes Schauspiel der Naturgewalten – nirgends so eindrucksvoll wie in der Bay of Fundy an der kanadisch-amerikanischen Atlantikküste.

Die Bay of Fundy ist nicht nur wegen ihrer atemberaubenden Küstenlandschaft bekannt, sondern vor allem wegen ihres extremen Tidenhubs. Während der Durchschnitt bei beachtlichen 13 Metern liegt, erreichen die Gezeiten bei Springtide, also bei Neumond und Vollmond, Schwindel erregende Höhen von bis zu 16 Metern! Dieser Unterschied zwischen Ebbe und Flut lässt die Küstenlinie regelrecht wandern und verwandelt weite Wattflächen in kurze Zeit in untergetauchte Gebiete. Diese gewaltigen Wassermassen verändern die Landschaft dramatisch und bieten ein einzigartiges Ökosystem, das an die extremen Bedingungen angepasst ist. Man kann beobachten, wie sich die Wasserlinie über Kilometer zurückzieht, um sich Stunden später mit donnernder Kraft wieder zurückzudrängen.

Der immense Tidenhub der Bay of Fundy ist das Ergebnis einer komplexen Wechselwirkung von Faktoren. Die langgestreckte, trichterförmige Bucht, die sich tief ins Festland einschneidet, fungiert als Resonanzkörper für die Gezeitenwellen des Atlantiks. Die spezielle Form und die unterseeischen Topografie verstärken die Gezeitenkräfte, was zu den außergewöhnlichen Höhenunterschieden führt.

Im Vergleich dazu wirken andere Gezeitengebiete eher bescheiden. Die Bucht von Saint-Malo in Frankreich beispielsweise, bekannt für ihre spektakulären Gezeiten, erreicht zwar einen beeindruckenden Hub von bis zu 11 Metern. Doch gegenüber den 16 Metern der Bay of Fundy verblasst diese Zahl. Ein eklatanter Unterschied wird auch zum fast gezeitenlosen Gebiet der Ostsee deutlich, wo der Tidenhub mit nur etwa 20 Zentimetern kaum wahrnehmbar ist.

Die Bay of Fundy ist nicht nur ein faszinierendes Naturphänomen, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts der Region. Der ständige Wechsel zwischen Ebbe und Flut prägt die Lebensräume der dortigen Flora und Fauna und beeinflusst die wirtschaftlichen Aktivitäten, beispielsweise die Fischerei und den Tourismus. Der eindrucksvolle Anblick der riesigen Wassermassen, die sich mit der Gezeitenkraft zweimal täglich aufs Neue verändern, hinterlässt unvergessliche Eindrücke bei jedem Besucher. Die Bay of Fundy bleibt damit ein überragendes Beispiel für die gewaltige und faszinierende Kraft der Natur.