Kann man gekündigt werden, wenn man zu oft krank macht?

4 Sicht

Häufige oder lang andauernde Krankheitstage können, abhängig von den Umständen und der Nachweispflicht des Arbeitgebers, zur Kündigung führen. Eine krankheitsbedingte Entlassung ist nicht grundsätzlich unzulässig, sondern hängt von der konkreten Situation und der Vertragslage ab. Die Rechtslage ist komplex und bedarf im Einzelfall genauer Prüfung.

Kommentar 0 mag

Kündigung wegen häufiger Krankheit: Wann ist sie zulässig?

Häufige Krankheitstage können ein erhebliches Problem für Arbeitgeber darstellen. Doch ist es rechtlich zulässig, Mitarbeitern zu kündigen, die zu oft krank machen?

Rechtliche Grundlagen

Nach deutschem Arbeitsrecht ist eine krankheitsbedingte Kündigung nicht generell unzulässig. Sie ist jedoch an strenge Voraussetzungen geknüpft. Maßgeblich sind dabei die folgenden gesetzlichen Bestimmungen:

  • § 3 KSchG: Kündigungsschutzgesetz
  • § 275 Abs. 3 BGB: Sozialversicherungsrecht
  • § 1 AGG: Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz

Voraussetzungen für eine Kündigung

Eine krankheitsbedingte Kündigung ist nur zulässig, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Dauer und Häufigkeit der Krankheit: Die Krankheitsdauer muss erheblich sein und die Arbeitsleistung des Mitarbeiters wiederholt erheblich beeinträchtigen.
  • Prognose für die Zukunft: Es muss eine konkrete und nachvollziehbare Prognose dafür bestehen, dass der Mitarbeiter auch in Zukunft häufig krank sein wird.
  • Beeinträchtigung des Betriebsablaufs: Die Krankheit muss zu erheblichen Störungen im Betriebsablauf führen.
  • Mildere Mittel: Es dürfen keine milderen Mittel zur Verfügung stehen, um die Auswirkungen der Krankheit zu bewältigen, wie z. B. Arbeitszeitreduzierung oder Versetzung.

Nachweispflicht des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber muss die Voraussetzungen für eine krankheitsbedingte Kündigung nachweisen. Dies kann durch folgende Unterlagen erfolgen:

  • Krankmeldungen: Atteste und Arztbriefe
  • Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen: Nach § 5 Abs. 1 Entgeltfortzahlungsgesetz sind Arbeitnehmer verpflichtet, ihrem Arbeitgeber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorzulegen.
  • Gutachten des Betriebsarztes: In einigen Fällen kann der Arbeitgeber ein Gutachten des Betriebsarztes einholen, um die Prognose für die Zukunft zu ermitteln.

Schutz vor Kündigung

Arbeitnehmer sind durch folgende Regelungen vor einer krankheitsbedingten Kündigung geschützt:

  • Kündigungsschutzgesetz: Kündigungen müssen grundsätzlich sozial gerechtfertigt sein (§ 1 Abs. 2 KSchG).
  • Gleichbehandlungsgesetz: Arbeitgeber dürfen Arbeitnehmer nicht aufgrund ihrer Gesundheit benachteiligen (§ 1 AGG).
  • Betriebliche Regelungen: In manchen Betrieben gibt es Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge, die zusätzliche Schutzvorschriften für erkrankte Mitarbeiter enthalten.

Fazit

Eine krankheitsbedingte Kündigung ist in Deutschland unter strengen Voraussetzungen zulässig. Der Arbeitgeber muss die Voraussetzungen nachweisen und darlegen, dass mildere Mittel nicht zur Verfügung stehen. Arbeitnehmer sind durch verschiedene gesetzliche und betriebliche Regelungen vor willkürlichen Kündigungen geschützt. Im Einzelfall ist eine genaue Prüfung der konkreten Umstände durch einen Rechtsanwalt ratsam.