Wann fängt Edelstahl an zu rosten?

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Rostfreier Stahl rostet nicht im klassischen Sinne. Korrosion kann jedoch auftreten, wenn fremder Rost auf der Oberfläche haftet und dort nicht entfernt wird. Wind und Wasser begünstigen diesen Prozess, indem sie Rostpartikel auf den Edelstahl transportieren.

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Edelstahl: Rostfrei, aber nicht immun – Wann Korrosion zum Problem wird

Edelstahl, der Name verspricht es bereits: Er soll rostfrei sein. Und tatsächlich ist Edelstahl deutlich widerstandsfähiger gegen Korrosion als herkömmlicher Stahl. Doch bedeutet das, dass Edelstahl niemals rosten kann? Die Antwort ist komplexer, als man vielleicht denkt.

Die Kurzfassung lautet: Edelstahl rostet in der Regel nicht im klassischen Sinne, wie wir es von unbehandeltem Stahl kennen. Unter bestimmten Bedingungen kann es jedoch zu Korrosion kommen, die fälschlicherweise als Rost interpretiert wird.

Der Schlüssel zur Rostbeständigkeit: Die Passivschicht

Die herausragende Korrosionsbeständigkeit von Edelstahl verdankt er seiner Legierung, die mindestens 10,5 % Chrom enthält. An der Luft bildet Chrom eine dünne, unsichtbare und selbstheilende Passivschicht aus Chromoxid auf der Oberfläche. Diese Schicht schützt das darunterliegende Metall vor Umwelteinflüssen wie Sauerstoff und Feuchtigkeit, die normalerweise Rost verursachen würden.

Warum kann es dann trotzdem zu “Rost” kommen?

Obwohl die Passivschicht sehr widerstandsfähig ist, kann sie durch verschiedene Faktoren beschädigt oder beeinträchtigt werden, was dann zu Korrosion führen kann:

  • Fremdrost: Dies ist die häufigste Ursache für “Rost” auf Edelstahl. Dabei handelt es sich nicht um Rost, der vom Edelstahl selbst stammt, sondern um Rostpartikel von anderen eisenhaltigen Materialien, die sich auf der Edelstahloberfläche absetzen. Diese Partikel können durch Wind, Wasser, Baustellenarbeiten oder den Kontakt mit rostigen Werkzeugen auf den Edelstahl gelangen. Wenn diese Rostpartikel nicht entfernt werden, können sie die Passivschicht beschädigen und unter ihnen Korrosion verursachen. Dieser Fremdrost manifestiert sich dann als braune Flecken oder Ablagerungen auf dem Edelstahl.

  • Mechanische Beschädigung: Kratzer, Schläge oder andere mechanische Beschädigungen können die Passivschicht verletzen. Ist die Beschädigung tief genug, hat Feuchtigkeit und Sauerstoff ungehinderten Zugang zum darunterliegenden Metall, was zu Korrosion führen kann, bis sich eine neue Passivschicht bildet.

  • Chemische Einflüsse: Bestimmte Chemikalien, wie Chloridionen (z.B. in Meerwasser oder Streusalz) oder aggressive Reiniger, können die Passivschicht angreifen und die Korrosionsbeständigkeit des Edelstahls herabsetzen. Dies führt zu sogenannter Lochfraßkorrosion, bei der sich kleine Löcher in der Oberfläche bilden.

  • Spannungsrisskorrosion: In Kombination mit hohen Zugspannungen und bestimmten korrosiven Umgebungen kann es zu Spannungsrisskorrosion kommen, bei der sich Risse im Material bilden und ausbreiten.

  • Minderwertige Edelstahlqualität: Nicht alle Edelstahlsorten sind gleich. Günstigere Edelstähle enthalten möglicherweise weniger Chrom oder andere Legierungselemente, die für die Korrosionsbeständigkeit wichtig sind.

Was kann man tun, um Korrosion zu vermeiden?

  • Regelmäßige Reinigung: Regelmäßiges Reinigen des Edelstahls mit milden Reinigungsmitteln und Wasser entfernt Fremdrost und andere Ablagerungen, bevor sie die Passivschicht angreifen können.

  • Vermeidung von Kratzern: Vermeiden Sie den Einsatz von aggressiven Scheuermitteln oder Stahlwolle, die die Oberfläche beschädigen könnten.

  • Schutz vor aggressiven Chemikalien: Vermeiden Sie den Kontakt mit Chloridionen und anderen aggressiven Chemikalien. Wenn dies unvermeidlich ist, spülen Sie den Edelstahl anschließend gründlich mit klarem Wasser ab.

  • Sorgfältige Verarbeitung: Bei der Verarbeitung von Edelstahl, beispielsweise beim Schweißen, ist auf korrekte Verfahren zu achten, um die Passivschicht nicht zu beschädigen.

  • Verwendung geeigneter Edelstahlsorten: Wählen Sie für den jeweiligen Anwendungsbereich die passende Edelstahlsorte aus, die den spezifischen Umgebungsbedingungen standhält.

Fazit:

Edelstahl ist ein äußerst widerstandsfähiges Material, das bei sachgemäßer Behandlung und Pflege seine Korrosionsbeständigkeit über lange Zeiträume behält. “Rost” auf Edelstahl ist meistens Fremdrost, der durch Ablagerungen von eisenhaltigen Partikeln verursacht wird. Durch regelmäßige Reinigung und die Vermeidung von Beschädigungen und aggressiven Chemikalien kann man die Lebensdauer von Edelstahlprodukten deutlich verlängern und sicherstellen, dass sie ihrem Namen gerecht werden.