Was passiert, wenn man nur Progesteron einnimmt?

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Progesteron allein schützt das Endometrium nicht vor übermäßigem Wachstum bei Östrogenmangel. Eine alleinige Östrogentherapie birgt deshalb ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterschleimhautveränderungen. Die Kombination beider Hormone ist oft entscheidend für den Schutz vor diesen Risiken.

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Was passiert, wenn man nur Progesteron einnimmt?

Progesteron spielt eine wichtige Rolle im weiblichen Zyklus und wird oft im Zusammenhang mit Wechseljahresbeschwerden oder hormonellen Ungleichgewichten eingesetzt. Doch was passiert eigentlich, wenn man Progesteron ohne begleitende Östrogenzufuhr einnimmt? Die Antwort ist komplexer, als man vielleicht denkt und hängt stark vom individuellen hormonellen Status ab.

Während Progesteron im natürlichen Zyklus für den Aufbau und die Erhaltung der Gebärmutterschleimhaut nach dem Eisprung sorgt und eine Schwangerschaft vorbereitet, kann die alleinige Einnahme bei Östrogenmangel problematisch sein. Der Grund dafür liegt in der komplexen Wechselwirkung zwischen Östrogen und Progesteron. Östrogen stimuliert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Progesteron hingegen bremst dieses Wachstum und sorgt für die geregelte Abstoßung während der Menstruation.

Fehlt nun Östrogen, kann Progesteron allein das Endometrium nicht ausreichend vor übermäßigem Wachstum schützen, selbst wenn es in höheren Dosen eingenommen wird. Das bedeutet, dass zwar eine gewisse Schutzwirkung vorhanden sein kann, aber das Risiko für eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumhyperplasie) und in der Folge möglicherweise sogar für Gebärmutterkrebs erhöht bleibt. Diese Gefahr besteht insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren, da der Östrogenspiegel dann natürlicherweise sinkt.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Wirksamkeit von Progesteron. Die alleinige Einnahme von Progesteron kann zwar bestimmte Symptome lindern, wie beispielsweise Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen, die durch Progesteronmangel verursacht werden. Jedoch können andere Symptome, die mit einem Östrogenmangel einhergehen, wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit oder Knochenschwund, nicht durch Progesteron allein behandelt werden.

Die gängige Praxis, sowohl Östrogen als auch Progesteron in der Hormonersatztherapie zu kombinieren, basiert auf diesem Wissen. Die Gabe von Östrogen lindert die typischen Wechseljahresbeschwerden und Progesteron schützt gleichzeitig die Gebärmutterschleimhaut vor den Risiken eines übermäßigen Wachstums.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einnahme von Progesteron ohne Östrogen in bestimmten Fällen sinnvoll sein kann, z.B. bei nachgewiesenem Progesteronmangel und ausreichendem Östrogenspiegel. Allerdings sollte die Entscheidung für eine solche Therapie immer individuell und nach sorgfältiger Abwägung der Risiken und Nutzen durch einen Arzt getroffen werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Gebärmutterschleimhaut ist dabei unerlässlich. Die Selbstmedikation mit Progesteron ist dringend abzuraten.