Warum trinken Chinesen kein kaltes Wasser?

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In der chinesischen Kultur gilt heißes Wasser als wohltuend und belebend für den Körper, während kaltes Wasser mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit assoziiert wird. Diese jahrhundertealte Tradition basiert auf der Vorstellung, dass Wärme innere Kälte und Feuchtigkeit vertreibt.
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Warum die Chinesen warmes Wasser bevorzugen: Mehr als nur eine Tradition

In der westlichen Welt ist es üblich, eiskaltes Wasser zu trinken, besonders an heißen Tagen. In China hingegen sieht man selten jemanden mit einem Glas Eiswasser. Stattdessen wird fast ausschließlich warmes oder heißes Wasser getrunken, und das hat tiefgreifende kulturelle und gesundheitliche Gründe, die weit über bloße Gewohnheit hinausgehen.

Die Präferenz für warmes Wasser ist tief in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) verwurzelt. Die TCM basiert auf dem Konzept des Qi, der Lebensenergie, und dem Gleichgewicht von Yin und Yang. Kaltes Wasser wird als Yin angesehen, also kühlend und kontrahierend. Es wird geglaubt, dass es den Fluss des Qi stören kann und zu innerer Kälte und Feuchtigkeit führt, die wiederum verschiedene Beschwerden verursachen können, wie Verdauungsprobleme, Gelenkschmerzen und Menstruationsbeschwerden.

Warmes Wasser hingegen gilt als Yang, wärmend und ausdehnend. Es soll das Qi harmonisieren, die Verdauung fördern, den Stoffwechsel anregen und den Körper von innen heraus erwärmen. Diese Vorstellung von der wärmenden und reinigenden Wirkung von heißem Wasser spiegelt sich auch in der chinesischen Teekultur wider, wo heiß aufgebrühter Tee seit Jahrtausenden als Heilmittel und Genussmittel geschätzt wird.

Neben den gesundheitlichen Aspekten spielt auch die praktische Anwendung eine Rolle. In früheren Zeiten war sauberes Trinkwasser oft knapp, und durch das Abkochen des Wassers, um es heiß zu trinken, wurden Krankheitserreger abgetötet. Diese Praxis hat sich bis heute erhalten und trägt zur Beliebtheit von warmem Wasser bei.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Vermeidung von kaltem Wasser nicht bedeutet, dass Chinesen keine kalten Getränke konsumieren. Gerade im Sommer erfreuen sich auch in China eisgekühlte Getränke, Säfte und Tees einer wachsenden Beliebtheit. Allerdings wird das tägliche Trinkwasser in der Regel warm oder heiß konsumiert, da es als Grundlage für Gesundheit und Wohlbefinden angesehen wird.

Die chinesische Vorliebe für warmes Wasser ist also mehr als eine bloße Tradition. Sie ist eine tief verwurzelte Überzeugung, die auf jahrhundertealten Gesundheitspraktiken und einem ganzheitlichen Verständnis des Körpers basiert. Während die westliche Wissenschaft möglicherweise nicht alle Aspekte der TCM bestätigt, bietet die chinesische Perspektive einen interessanten Einblick in die Beziehung zwischen Ernährung und Wohlbefinden. Sie zeigt, dass kulturelle Präferenzen oft auf komplexen Überlegungen basieren und wertvolle Erkenntnisse für ein gesundes Leben bieten können.