Wieso trinkt man in China warmes Wasser?

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In China genießt man oft warmes Wasser, um Gesundheit zu fördern und Beschwerden vorzubeugen. Die Bezeichnung heiße/gekochte Wasser (rèshuǐ/báikāishuǐ) unterstreicht seine Bedeutung als alltägliche Gesundheitsvorsorge. Es wird als wirksames Mittel bei diversen Unpässlichkeiten angesehen.
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Warum die Chinesen warmes Wasser so schätzen: Mehr als nur ein Durstlöscher

In China ist das Anbieten von warmem oder heißem Wasser (熱水 rèshuǐ / 开白水 báikāishuǐ) weit mehr als eine simple Geste der Gastfreundschaft. Es ist tief in der Kultur verwurzelt und Ausdruck einer ganzheitlichen Gesundheitsvorsorge, die auf den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) basiert. Doch warum genießt man in China so häufig warmes Wasser, anstatt wie im Westen oft zu kalten Getränken zu greifen?

Die TCM sieht den Körper als ein komplexes System von Energieflüssen, den sogenannten Meridianen. Kaltes Wasser wird als hinderlich für diese Flüsse angesehen, da es den Körper angeblich “abkühlt” und die Verdauung belastet. Warmes Wasser hingegen soll die Harmonie im Körper fördern und diverse positive Effekte mit sich bringen:

  • Förderung der Verdauung: Warmes Wasser soll die Verdauung anregen und Verstopfung vorbeugen, indem es den Stoffwechsel unterstützt und den Transport von Nährstoffen erleichtert. Besonders nach dem Essen wird ein Becher warmes Wasser empfohlen.
  • Linderung von Beschwerden: Bei Erkältungssymptomen, Halsschmerzen oder Bauchschmerzen wird warmes Wasser traditionell als wohltuend empfunden. Es soll den Körper von innen wärmen und die Schleimhäute befeuchten.
  • Entgiftung des Körpers: Warmes Wasser wird nachgesagt, den Körper bei der Ausscheidung von Giftstoffen zu unterstützen, indem es die Nierenfunktion anregt und den Stoffwechsel fördert.
  • Verbesserte Durchblutung: Die Wärme soll die Gefäße erweitern und so die Durchblutung fördern. Dies kann zu einem angenehmen Wärmegefühl und einer gesteigerten Vitalität führen.
  • Praktische Gründe: In vielen Regionen Chinas war historisch die Wasserqualität nicht optimal. Durch Abkochen wurde das Wasser sterilisiert und somit trinkbar gemacht. Diese Praxis hat sich bis heute erhalten, auch wenn die Wasserqualität mittlerweile vielerorts deutlich verbessert ist.

Natürlich ersetzt warmes Wasser keine medizinische Behandlung. Es ist vielmehr ein integraler Bestandteil der chinesischen Lebensweise und spiegelt das präventive Gesundheitsverständnis wider. Anstatt auf Krankheiten zu reagieren, wird versucht, diese durch einen ausgeglichenen Lebensstil, zu dem auch der Konsum von warmem Wasser gehört, gar nicht erst entstehen zu lassen.

Die Wertschätzung für warmes Wasser ist in China allgegenwärtig. In Restaurants, Büros und Haushalten stehen Thermoskannen mit heißem Wasser bereit. Es ist ein Zeichen der Fürsorge und ein Ausdruck des kulturellen Verständnisses von Gesundheit und Wohlbefinden. Während es für westliche Besucher zunächst ungewohnt sein mag, erschließt sich der positive Effekt von warmem Wasser schnell, wenn man sich auf diese jahrhundertealte Tradition einlässt.