Was essen Demenzkranke am liebsten?

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Demenz verändert den Geschmackssinn oft subtil. Süße Speisen werden häufig bevorzugt, was die Ernährungsplanung beeinflusst. Eine dezente Nachsüßung von Getränken und herzhaften Speisen kann die Akzeptanz verbessern, jedoch sollte dies mit Bedacht erfolgen. Individuelle Bedürfnisse stehen im Vordergrund.
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Der Teller mit der Erinnerung: Lieblingsessen bei Demenzkranken

Demenz verändert nicht nur das Gedächtnis, sondern auch den Geschmackssinn. Während manche Betroffenen an Appetitlosigkeit leiden, entwickeln andere unerwartete Vorlieben – und das macht die Ernährungsplanung zu einer besonderen Herausforderung. Es gibt keine allgemeingültige Antwort auf die Frage, was Demenzkranke am liebsten essen, denn die individuellen Bedürfnisse sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Doch einige Tendenzen lassen sich beobachten.

Ein häufig beobachtetes Phänomen ist die verstärkte Präferenz für süße Speisen. Wo früher herzhafte Gerichte bevorzugt wurden, kann sich der Geschmackssinn in Richtung Süßigkeiten, Desserts und süßlich abgeschmeckten Getränken verschieben. Dies ist oft mit Veränderungen im Gehirn verbunden, die die Wahrnehmung von Geschmäckern beeinflussen. Eine Oma, die früher leidenschaftlich gern Sauerbraten aß, könnte nun plötzlich nur noch auf Pudding und Marmeladenbrot anspringen.

Diese Veränderung im Geschmacksempfinden bietet jedoch auch Ansatzpunkte für eine angepasste Ernährung. Eine dezente Nachsüßung von Getränken, wie beispielsweise Tee oder Wasser mit einem Schuss Fruchtsaft, kann die Flüssigkeitszufuhr verbessern – ein essentieller Faktor bei Demenzkranken, die oft vergessen zu trinken. Auch herzhafte Speisen lassen sich durch einen dezenten Hauch Honig oder Apfelmus appetitlicher gestalten. Wichtig ist hierbei jedoch Maßhalten: Ein übermäßiger Zuckerkonsum birgt gesundheitliche Risiken, insbesondere bei älteren Menschen. Die Nachsüßung sollte daher immer sparsam und bedarfsorientiert erfolgen.

Doch die Vorliebe für Süßes ist nur ein Aspekt. Neben den Geschmacksveränderungen spielen auch weitere Faktoren eine Rolle:

  • Schluckstörungen: Veränderungen der Mundmotorik können das Essen bestimmter Konsistenzen erschweren. Pürierte oder gehackte Speisen können die Nahrungsaufnahme erleichtern und das Risiko des Verschluckens minimieren.
  • Erinnerungen und Assoziationen: Gerichte, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind, können bei Demenzkranken eine stärkere Akzeptanz finden. Ein Lieblingsgericht aus der Jugend oder ein traditionelles Familienrezept kann den Appetit anregen.
  • Visuelle Präsentation: Die Optik des Essens spielt eine wichtige Rolle. Farbenfrohe und ansprechend angerichtete Speisen wirken oft anregender als ein unscheinbarer Brei.
  • Essensbegleitung: Eine ruhige und angenehme Atmosphäre sowie die Begleitung durch vertraute Personen können die Nahrungsaufnahme positiv beeinflussen.

Letztendlich geht es darum, die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben des Betroffenen zu respektieren und die Ernährung flexibel an seine aktuellen Möglichkeiten anzupassen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Angehörigen, Pflegepersonal und ggf. Ernährungsberatern ist unerlässlich, um eine ausgewogene und bedarfsgerechte Ernährung sicherzustellen. Der “Teller mit der Erinnerung” sollte nicht nur nährstoffreich, sondern auch ein Genuss sein, der positive Emotionen weckt und das Wohlbefinden des Demenzkranken unterstützt.