Platzt eine tierische Zelle?

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Tierische Zellen, anders als Pflanzenzellen, besitzen keine schützende Zellwand. In einer hypotonischen Umgebung, wie reinem Wasser, strömt Wasser aufgrund osmotischen Drucks ungehindert in die Zelle. Dies führt zu einer fortschreitenden Volumenzunahme, bis die Zellmembran die Spannung nicht mehr aushält und die Zelle schließlich platzt, ein Prozess, der als Lyse bekannt ist.

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Der platzende Tropfen Leben: Osmose und der Zelltod tierischer Zellen

Tierische Zellen sind faszinierende Miniaturwelten, hochorganisiert und effizient. Doch ihre zarte Struktur birgt eine Schwachstelle: das Fehlen einer starren Zellwand. Diese Abwesenheit macht sie besonders anfällig für die Auswirkungen der Osmose, ein Phänomen, das in extremen Fällen zum Zelltod führen kann. Im Gegensatz zu Pflanzenzellen, die durch ihre Zellwand geschützt sind, können tierische Zellen in hypotonischen Umgebungen regelrecht explodieren. Aber wie genau läuft dieser Prozess ab?

Der Schlüssel zum Verständnis liegt im osmotischen Druck. Stellen Sie sich eine tierische Zelle in reinem Wasser vor. Die Zelle selbst enthält eine höhere Konzentration an gelösten Stoffen als das umgebende Wasser. Wassermoleküle streben immer danach, ein Konzentrationsausgleich zu schaffen – ein Prinzip, das als Osmose bekannt ist. Daher diffundieren Wassermoleküle durch die semipermeable Zellmembran in die Zelle hinein, um die Konzentration von gelösten Stoffen auszugleichen.

Dieser Einstrom von Wasser führt zu einer stetigen Volumenzunahme der Zelle. Die Zellmembran, eine flexible, aber nicht unendlich dehnbare Struktur, wird immer stärker gedehnt. Die Spannung nimmt stetig zu. Man kann sich das vorstellen wie einen Luftballon, der immer mehr aufgepumpt wird – irgendwann erreicht er seine Belastungsgrenze.

Bei tierischen Zellen ist diese Belastungsgrenze erreicht, wenn der osmotische Druck die innere Spannung der Zellmembran übersteigt. Die Membran reißt schließlich, und der Zellinhalt tritt aus. Dieser Prozess wird als Zytolyse oder Lyse bezeichnet. Die Zelle ist zerstört, ihre innere Struktur und Funktion unwiederbringlich verloren.

Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Prozess nicht spontan in allen Umgebungen auftritt. In isotonischen Lösungen, wo die Konzentration der gelösten Stoffe innerhalb und außerhalb der Zelle gleich ist, herrscht ein Gleichgewicht. Wasser strömt zwar weiterhin in die und aus der Zelle, aber der Netto-Einstrom ist Null, und die Zelle bleibt intakt. In hypertonischen Lösungen hingegen, wo die Konzentration der gelösten Stoffe außerhalb der Zelle höher ist, verliert die Zelle Wasser an die Umgebung und schrumpft (Plasmolyse). Dies ist zwar ebenfalls schädlich, führt aber nicht zum direkten Platzen der Zelle.

Die Lyse tierischer Zellen in hypotonischen Lösungen ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Bedeutung des osmotischen Drucks für das Überleben von Zellen. Es unterstreicht die Notwendigkeit eines fein abgestimmten Gleichgewichts zwischen dem inneren und äußeren Milieu, um die Integrität und Funktionalität der Zelle zu gewährleisten. Dieser Mechanismus spielt eine wichtige Rolle in verschiedenen biologischen Prozessen und ist ein grundlegendes Prinzip der Zellbiologie.