Können Ärzte sehen, ob man krankgeschrieben ist?

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Die Vertraulichkeit der Patientenakten ist im deutschen Recht fest verankert. Ärzte unterliegen der Schweigepflicht und dürfen ohne Einwilligung des Patienten keine Informationen weitergeben. Ein Informationsaustausch zwischen Ärzten ist nur mit Einwilligung des Patienten möglich.
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Können Ärzte sehen, ob man krankgeschrieben ist?

Die Vertraulichkeit von Patientendaten ist in Deutschland ein hohes Gut und gesetzlich streng geschützt. Die Frage, ob Ärzte Informationen über eine Krankschreibung erhalten können, muss daher im Kontext der medizinischen Schweigepflicht und der Einwilligung des Patienten betrachtet werden.

Die Grenzen des Informationsaustauschs

Ärzte sind verpflichtet, die medizinischen Daten ihrer Patienten vertraulich zu behandeln. Die Schweigepflicht, die in § 201a StGB verankert ist, schützt die Patientendaten umfassend. Ohne eine ausdrückliche Einwilligung des Patienten dürfen Ärzte diese Daten nicht an Dritte weitergeben, egal ob es sich um andere Ärzte, Arbeitgeber oder andere Institutionen handelt. Dies gilt auch für eine Krankschreibung.

Ausnahmen und Einwilligung

Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser generellen Schweigepflicht. Ein Informationsaustausch mit anderen Ärzten oder Institutionen ist grundsätzlich nur mit ausdrücklicher Einwilligung des Patienten erlaubt. Diese Einwilligung kann beispielsweise für die gemeinsame Behandlung des Patienten erforderlich sein. Eine Krankschreibung, die als ärztliches Attest vorliegt, kann für die Fortführung des Behandlungsprozesses relevant sein. In diesem Kontext kann die Übermittlung, nicht aber die Bereitstellung der Krankschreibung an den Arbeitgeber, unter Umständen auf Basis der Einwilligung erfolgen, die das Gesetz vorgibt.

Der Arbeitgeber und die Krankschreibung

Ein Arbeitgeber hat üblicherweise keinen direkten Zugriff auf die medizinischen Unterlagen eines Angestellten. Die Krankschreibung selbst wird im Regelfall vom behandelnden Arzt an den Patienten ausgehändigt. Der Patient ist es, der diese Krankschreibung an seinen Arbeitgeber weitergibt. Der Arbeitgeber hat in der Regel keine rechtliche Grundlage, um diese Information von dem behandelnden Arzt direkt anzufordern.

Sonderfälle und gerichtliche Auseinandersetzungen

Es gibt dennoch Sonderfälle, in denen ein Informationsaustausch stattfinden kann. Beispielsweise bei der notwendigen Behandlung durch einen anderen Arzt oder bei gerichtlichen Auseinandersetzungen, in denen bestimmte medizinische Unterlagen relevant sein können. In diesen Fällen ist ein richterlicher Beschluss oder eine besondere Einwilligung des Patienten erforderlich.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ärzte ohne die ausdrückliche Einwilligung des Patienten keine Informationen über eine Krankschreibung an Dritte, inklusive Arbeitgeber, weitergeben dürfen. Die Krankschreibung selbst wird dem Patienten ausgestellt und von ihm an den Arbeitgeber weitergegeben. Ausnahmen von dieser Regel gibt es nur in besonderen Fällen und unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen. Patienten sollten sich stets über die Grenzen der Vertraulichkeit und die möglichen Ausnahmen informieren.