Warum hat man nach Alkohol ein schlechtes Gewissen?

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Der Griff zum Alkohol zur Beruhigung erzeugt ein paradoxes Problem: Die scheinbare Linderung von Angst wird durch den späteren Entzug verstärkt. Subtile Mangelgefühle und Unruhe entstehen, die ein schlechtes Gewissen über den Konsum und den daraus resultierenden Kreislauf nähren. Alkohol wird zum Teufelskreis.

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Das schlechte Gewissen nach dem Alkohol: Ein Teufelskreis aus Entspannung und Reue

Wer kennt das nicht? Nach einem Abend mit Alkohol schleicht sich am nächsten Tag oft ein unangenehmes Gefühl ein – das schlechte Gewissen. Es nagt, begleitet von Selbstvorwürfen und der Frage, ob man nicht doch zu tief ins Glas geschaut hat. Doch woher kommt dieses Gefühl und warum ist es so hartnäckig?

Der Griff zum Alkohol ist oft ein Versuch, Stress abzubauen, Ängste zu betäuben oder einfach nur zu entspannen. Alkohol wirkt im ersten Moment tatsächlich beruhigend, indem er die Aktivität bestimmter Hirnbereiche dämpft und die Ausschüttung von Glückshormonen fördert. Dieser Zustand der kurzzeitigen Entspannung ist jedoch trügerisch.

Denn was viele nicht bedenken: Alkohol verändert die Gehirnchemie. Der Körper reagiert auf die Alkoholisierung und versucht, das Gleichgewicht wiederherzustellen. Dieser Prozess führt oft zu dem sogenannten “Rebound-Effekt”. Am nächsten Tag, wenn der Alkohol abgebaut ist, kommt es zu einem Überschuss an aktivierenden Botenstoffen. Das Resultat: Angst, Unruhe, Reizbarkeit und eben auch das nagende schlechte Gewissen.

Der paradoxe Teufelskreis:

Alkohol wird somit zum paradoxen Teufelskreis. Man greift danach, um sich besser zu fühlen, doch der Konsum führt letztendlich zu einer Verschlimmerung der Ausgangssituation. Die anfängliche Entspannung weicht einer verstärkten Angst und Unruhe, die wiederum den Wunsch nach erneutem Alkoholkonsum verstärken können.

Weitere Gründe für das schlechte Gewissen:

Neben den biochemischen Prozessen spielen auch psychologische Faktoren eine wichtige Rolle:

  • Kontrollverlust: Unter Alkoholeinfluss verliert man leichter die Kontrolle über sein Verhalten. Man sagt oder tut Dinge, die man nüchtern bereuen würde. Diese Momente der Kontrollverlust können zu Scham und Schuldgefühlen führen.
  • Versprechen gebrochen: Hat man sich vorgenommen, weniger zu trinken, und bricht dieses Versprechen, verstärkt dies das negative Gefühl. Man fühlt sich schwach und unfähig, seine eigenen Ziele zu erreichen.
  • Negative Konsequenzen: Alkohol kann zu negativen Konsequenzen führen, wie zum Beispiel Streit, Unfälle oder Leistungseinbußen im Job. Diese negativen Erfahrungen verstärken das schlechte Gewissen zusätzlich.
  • Selbstbild: Ein regelmäßiger Alkoholkonsum kann das Selbstbild negativ beeinflussen. Man fühlt sich weniger wertvoll und hat das Gefühl, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden.

Auswege aus dem Teufelskreis:

Das schlechte Gewissen nach dem Alkohol ist ein Warnsignal. Es zeigt, dass der Alkoholkonsum möglicherweise nicht mehr nur Genuss, sondern bereits ein Problem darstellt. Um aus dem Teufelskreis auszubrechen, ist es wichtig, sich der Ursachen des Problems bewusst zu werden und Strategien zu entwickeln, um den Alkoholkonsum zu reduzieren oder ganz aufzugeben.

Mögliche Schritte:

  • Selbstreflexion: Warum greife ich zum Alkohol? Was möchte ich damit erreichen?
  • Alternativen finden: Wie kann ich Stress abbauen und entspannen, ohne Alkohol zu konsumieren?
  • Professionelle Hilfe: Bei starkem Alkoholkonsum oder Abhängigkeit kann eine Therapie sinnvoll sein.
  • Unterstützung suchen: Sprechen Sie mit Freunden, Familie oder einer Selbsthilfegruppe über Ihre Probleme.

Das schlechte Gewissen nach dem Alkohol ist ein unangenehmes Gefühl, aber es kann auch ein Weckruf sein. Nutzen Sie es als Chance, Ihr eigenes Trinkverhalten zu hinterfragen und gesündere Wege zu finden, um mit Stress und negativen Gefühlen umzugehen. Denn ein Leben ohne das nagende Gefühl der Reue ist nicht nur angenehmer, sondern auch gesünder und erfüllender.