Welches Meer ist nicht salzig?
Die Ostsee weist einen außergewöhnlich niedrigen Salzgehalt auf (0,2-2%), deutlich geringer als in anderen Meeren. Der geringe Salzgehalt resultiert aus dem hohen Süßwasserzufluss zahlreicher Flüsse, die das Brackwasser prägen. Manche Bereiche sind nahezu Süßwasserseen. Die Ostsee ist somit kein typisches salziges Meer.
Das salzarme Wunder: Warum die Ostsee anders ist
Die Weltmeere – unendliche Weiten salzigen Wassers, ein Bild, das tief in unserem kollektiven Bewusstsein verankert ist. Doch die Realität präsentiert Ausnahmen, und die Ostsee ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür. Während die meisten Meere einen Salzgehalt von durchschnittlich 3,5% aufweisen, zeichnet sich die Ostsee durch einen bemerkenswert niedrigen Salzgehalt aus, der zwischen 0,2% und 2% schwankt. Diese signifikante Abweichung von der Norm macht sie zu einem einzigartigen Ökosystem und wirft die Frage auf: Warum ist die Ostsee nicht salzig?
Die Antwort liegt in ihrer geographischen Lage und den hydrologischen Besonderheiten. Im Gegensatz zu den offenen Ozeanen, die durch den ständigen Austausch mit dem Weltmeer einen stabilen Salzgehalt aufrechterhalten, ist die Ostsee ein nahezu abgeschlossenes Binnenmeer. Ihre Verbindung zur Nordsee, über den nur schmalen Öresund, ist der limitierende Faktor. Dieser schmale Durchlass behindert den Austausch von Wassermassen und den Eintrag von salzreichem Nordseewasser erheblich.
Der entscheidende Faktor für den niedrigen Salzgehalt ist jedoch der immense Süßwasserzufluss. Zahlreiche große Flüsse, darunter die Weichsel, die Oder, die Newa und die Daugava, münden in die Ostsee und transportieren gewaltige Mengen an Süßwasser. Dieser kontinuierliche Zustrom verdünnt das vorhandene Salzwasser, so dass ein Brackwasser entsteht – ein Gemisch aus Süß- und Salzwasser. Die spezifische Salzkonzentration variiert dabei stark je nach Region und Jahreszeit. In den inneren Bereichen der Ostsee, weit entfernt von den engen Verbindungen zur Nordsee, ist der Salzgehalt besonders niedrig, teilweise so gering, dass man von nahezu Süßwasser sprechen kann. Dieser geringe Salzgehalt hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Flora und Fauna der Ostsee.
Die niedrige Salzkonzentration beeinflusst die Artenvielfalt und -zusammensetzung maßgeblich. Viele typische Meeresbewohner der offenen Ozeane können in diesem Brackwasser nicht überleben. Stattdessen hat sich eine spezialisierte Fauna und Flora entwickelt, die an die besonderen Bedingungen angepasst ist. So findet man in der Ostsee beispielsweise Arten, die sowohl im Süß- als auch im Salzwasser gedeihen, eine einzigartige Mischung aus Meeres- und Süßwasserorganismen.
Die geringe Wasserzirkulation in Verbindung mit dem hohen Nährstoffeintrag aus den Flüssen und der landwirtschaftlichen Nutzung des Einzugsgebietes führt jedoch auch zu Problemen. Eutrophierung, also die Überdüngung der Ostsee, ist ein gravierendes Umweltproblem. Algenblüten und Sauerstoffmangelzonen sind die Folge, die die Lebensräume zahlreicher Arten gefährden. Der Schutz und die nachhaltige Nutzung dieses einzigartigen Meeres mit seinem niedrigen Salzgehalt sind daher von größter Bedeutung für die Zukunft seiner Artenvielfalt und des gesamten Ökosystems. Die Ostsee, mit ihrem außergewöhnlichen Brackwassercharakter, ist ein faszinierendes Beispiel für die Vielfalt und die Komplexität der marinen Ökosysteme unserer Erde, das ständigen Schutz und Forschung erfordert.
#Binnenmeer#Frischwasser#SüßwasserKommentar zur Antwort:
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